Der Tragödie zweiter Teil chor Erquicke nun am herrlichen Schatz, Dem stets vermehrten, Augen und Brust! Denn der Kette Zier, der Krone Geschmuck, Da ruhn sie stolz, und sie dünken sich was; Doch tritt nur ein und fordre sie auf, Sie rüsten sich schnell. Mich freuet, zu sehn Schönheit in dem Kampf Gegen Gold und Perlen und Edelgestein. helena Sodann erfolgte des Herren ferneres Herrscherwort: "Wenn du nun alles nach der Ordnung durchgesehn, Dann nimm so manchen Dreifuß, als du nötig glaubst, Und mancherlei Gefäße, die der Opfer sich Zur Hand verlangt, vollziehend heiligen Festgebrauch. Die Kessel, auch die Schalen, wie das flache Rund; Das reinste Wasser aus der heiligen Quelle sei In hohen Krügen; ferner auch das trockne Holz, Der Flammen schnell empfänglich, halte da bereit; Ein wohlgeschliffnes Messer fehle nicht zuletzt; Doch alles andre geb' ich deiner Sorge hin." So sprach er, mich zum Scheiden drängend; aber nichts Lebendigen Atems zeichnet mir der Ordnende, Das er, die Olympier zu verehren, schlachten will. Bedenklich ist es; doch ich sorge weiter nicht, Und alles bleibe hohen Göttern heimgestellt, Die das vollenden, was in ihrem Sinn sie deucht, Es möge gut von Menschen oder möge bös Geachtet sein; die Sterblichen, wir ertragen das. Schon manchmal hob das schwere Beil der Opfernde Zu des erdgebeugten Tieres Nacken weihend auf Und konnt' es nicht vollbringen, denn ihn hinderte Des nahen Feindes oder Gottes Zwischenkunft. chor Was geschehen werde, sinnst du nicht aus; Königin, schreite dahin Guten Muts! Gutes und Böses kommt Unerwartet dem Menschen; Auch verkündet, glauben wir's nicht. Brannte doch Troja, sahen wir doch Tod vor Augen, schmählichen Tod; Und sind wir nicht hier Dir gesellt, dienstbar freudig, Schauen des Himmels blendende Sonne Und das Schönste der Erde Huldvoll, dich, uns Glücklichen? helena Sei's wie es sei! Was auch bevorsteht, mir geziemt, Hinaufzusteigen ungesäumt in das Königshaus, Das, lang' entbehrt und viel ersehnt und fast verscherzt, Mir abermals vor Augen steht, ich weiß nicht wie. Die Füße tragen mich so mutig nicht empor Die hohen Stufen, die ich kindisch übersprang. chor Werfet, o Schwestern, ihr Traurig gefangenen, Alle Schmerzen ins Weite; Teilet der Herrin Glück, Teilet Helenens Glück, Welche zu Vaterhauses Herd, Zwar mit spät zurückkehrendem, Aber mit desto festerem Fuße freudig herannaht. Preiset die heiligen, Glücklich herstellenden Und heimführenden Götter! Schwebt der Entbundene Doch wie auf Fittichen über das Rauhste, wenn umsonst Der Gefangene sehnsuchtsvoll über die Zinne des Kerkers hin Armausbreitend sich abhärmt. Aber sie ergriff ein Gott, Die Entfernte; Und aus Ilios' Schutt Trug er hierher sie zurück In das alte, das neugeschmückte Vaterhaus, Nach unsäglichen Freuden und Qualen, Früher Jugendzeit Angefrischt zu gedenken. panthalis Verlasset nun des Gesanges freudumgebnen Pfad Und wendet nach der Türe Flügeln euren Blick! Was seh' ich, Schwestern? Kehret nicht die Königin Mit heftigen Schrittes Regung wieder zu uns her? Was ist es, große Königin, was konnte dir In deines Hauses Hallen, statt der Deinen Gruß, Erschütterndes begegnen? Du verbirgst es nicht; Denn Widerwillen seh' ich an der Stirne dir, Ein edles Zürnen, das mit überraschung kämpft. [Bp>helena Der Tochter Zeus' geziemet nicht gemeine Furcht, Und flüchtig-leise Schreckenshand berührt sie nicht; Doch das Entsetzen, das, dem Schoß der alten Nacht Von Urbeginn entsteigend, vielgestaltet noch Wie glühende Wolken aus des Berges Feuerschlund Herauf sich wälzt, erschüttert auch des Helden Brust. So haben heute grauenvoll die Stygischen Ins Haus den Eintritt mir bezeichnet, daß ich gern Von oft betretner, langersehnter Schwelle mich, Entlaßnem Gaste gleich, entfernend scheiden mag. Doch nein! gewichen bin ich her ans Licht, und sollt Ihr weiter nicht mich treiben, Mächte, wer ihr seid. Auf Weihe will ich sinnen, dann gereinigt mag Des Herdes Glut die Frau begrüßen wie den Herrn. chorführerin Entdecke deinen Dienerinnen, edle Frau, Die dir verehrend beistehn, was begegnet ist. helena Was ich gesehen, sollt ihr selbst mit Augen sehn, Wenn ihr Gebilde nicht die alte Nacht sogleich Zurückgeschlungen in ihrer Tiefe Wunderschoß. Doch daß ihr's wisset, sag' ich's euch mit Worten an: Als ich des Königshauses ernsten Binnenraum, Der nächsten Pflicht gedenkend, feierlich betrat, Erstaunt' ich ob der öden Gänge Schweigsamkeit, Nicht Schall der emsig Wandelnden begegnete Dem Ohr, nicht raschgeschäftiges Eiligtun dem Blick, Und keine Magd erschien mir, keine Schaffnerin, Die jeden Fremden freundlich sonst begrüßenden. Als aber ich dem Schoße des Herdes mich genaht, Da sah ich, bei verglommner Asche lauem Rest, Am Boden sitzen welch verhülltes großes Weib, Der Schlafenden nicht vergleichbar, wohl der Sinnenden. Mit Herrscherworten ruf' ich sie zur Arbeit auf, Die Schaffnerin mir vermutend, die indes vielleicht Des Gatten Vorsicht hinterlassend angestellt; Doch eingefaltet sitzt die Unbewegliche; Nur endlich rührt sie auf mein Dräun den rechten Arm, Als wiese sie von Herd und Halle mich hinweg. Ich wende zürnend mich ab von ihr und eile gleich Den Stufen zu, worauf empor der Thalamos Geschmückt sich hebt und nah daran das Schatzgemach; Allein das Wunder reißt sich schnell vom Boden auf, Gebietrisch mir den Weg vertretend, zeigt es sich In hagrer Größe, hohlen, blutig-trüben Blicks, Seltsamer Bildung, wie sie Aug' und Geist verwirrt. Doch red' ich in die Lüfte; denn das Wort bemüht Sich nur umsonst, Gestalten schöpferisch aufzubaun. Da seht sie selbst! sie wagt sogar sich ans Licht hervor! Hier sind wir Meister, bis der Herr und König kommt. Die grausen Nachtgeburten drängt der Schönheitsfreund Phöbus hinweg in Höhlen, oder bändigt sie.