Der Tragödie zweiter Teil nereus Du bist es, mein Liebchen! + galatee O Vater! das Glück! Delphine, verweilet! mich fesselt der Blick. nereus Vorüber schon, sie ziehen vorüber In kreisenden Schwunges Bewegung; Was kümmert sie die innre herzliche Regung! Ach, nähmen sie mich mit hinüber! Doch ein einziger Blick ergetzt, Daß er das ganze Jahr ersetzt, thales Heil! Heil! aufs neue! Wie ich mich blühend freue, Vom Schönen, Wahren durchdrungen. . . Alles ist aus dem Wasser entsprungen!! Alles wird durch das Wasser erhalten! Ozean, gönn uns dein ewiges Walten. Wenn du nicht Wolken sendetest, Nicht reiche Bäche spendetest, Hin und her nicht Flüsse wendetest, Die Ströme nicht vollendetest, Was wären Gebirge, was Ebnen und Welt? Du bist's der das frischeste Leben erhält. echo Du bist's, dem das frischeste Leben entquellt. nereus Sie kehren schwankend fern zurück, Bringen nicht mehr Blick zu Blick; In gedehnten Kettenkreisen, Sich festgemäß zu erweisen, Windet sich die unzählige Schar. Aber Galateas Muschelthron Seh' ich schon und aber schon. Er glänzt wie ein stern Durch die Menge. Geliebtes leuchtet durchs Gedränge! Auch noch so fern Schimmert's hell und klar, Immer nah und wahr. homunculus In dieser holden Feuchte Was ich auch hier beleuchte, Ist alles reizend schön. proteus In dieser Lebensfeuchte Erglänzt erst deine Leuchte Mit herrlichem Getön. nereus Welch neues Geheimnis in Mitte der Scharen Will unseren Augen sich offengebaren? Was flammt um die Muschel, um Galatees Füße? Bald lodert es mächtig, bald lieblich, bald süße, Als wär' es von Pulsen der Liebe gerührt. thales Homunculus ist es, von Proteus verführt. . . Es sind die Symptome des herrischen Sehnens, Mir ahnet das ächzen beängsteten Dröhnens; Er wird sich zerschellen am glänzenden Thron; Jetzt flammt es, nun blitzt es, ergießet sich schon. sirenen Welch feuriges Wunder verklärt uns die Wellen, Die gegeneinander sich funkelnd zerschellen? So leuchtet's und schwanket und hellet hinan: Die Körper, sie glühen auf nächtlicher Bahn, Und ringsum ist alles vom Feuer umronnen; So herrsche denn Eros, der alles begonnen! Heil dem Meere! Heil den Wogen, Von dem heilgen Feuer umzogen! Heil dem Wasser! Heil dem Feuer! Heil dem seltnen Abenteuer! all-alle Heil den mildgewogenen Lüften! Heil geheimnisreichen Grüften! Hochgefeiert seid allhier, Element' ihr alle vier! 3. Akt Vor dem Palaste des Menelas zu Sparta helena Bewundert viel und viel gescholten, Helena, Vom Strande komm' ich, wo wir erst gelandet sind, Noch immer trunken von des Gewoges regsamem Geschaukel, das vom phrygischen Blachgefild uns her Auf sträubig-hohem Rücken, durch Poseidons Gunst Und Euros' Kraft, in vaterländische Buchten trug. Dort unten freuet nun der König Menelas Der Rückkehr samt den tapfersten seiner Krieger sich. Du aber heiße mich willkommen, hohes Haus, Das Tyndareos, mein Vater, nah dem Hange sich Von Pallas' Hügel wiederkehrend aufgebaut Und, als ich hier mit Klytämnestren schwesterlich, Mit Kastor auch und Pollux fröhlich spielend wuchs, Vor allen Häusern Spartas herrlich ausgeschmückt. Gegrüßet seid mir, der ehrnen Pforte Flügel ihr! Durch euer gastlich ladendes Weit-Eröffnen einst Geschah's, daß mir, erwählt aus vielen, Menelas In Bräutigamsgestalt entgegenleuchtete. Eröffnet mir sie wieder, daß ich ein Eilgebot Des Königs treu erfülle, wie der Gattin ziemt. Laßt mich hinein! und alles bleibe hinter mir, Was mich umstrürmte bis hieher, verhängnisvoll. Denn seit ich diese Schwelle sorgenlos verließ, Cytherens Tempel besuchend, heiliger Pflicht gemäß, Mich aber dort ein Räuber griff, der phrygische, Ist viel geschehen, was die Menschen weit und breit So gern erzählen, aber der nicht gerne hört, Von dem die Sage wachsend sich zum Märchen spann. chor Verschmähe nicht, o herrliche Frau, Des höchsten Gutes Ehrenbesitz! Denn das größte Glück ist dir einzig beschert, Der Schönheit Ruhm, der vor allen sich hebt. Dem Helden tönt sein Name voran, Drum schreitet er stolz; Doch beugt sogleich hartnäckigster Mann Vor der allbezwingenden Schöne den Sinn. helena Genug! mit meinem Gatten bin ich hergeschifft Und nun von ihm zu seiner Stadt voraugesandt; Doch welchen Sinn er hegen mag, errat' ich nicht. Komm' ich als Gattin? komm' ich eine Königin? Komm' ich ein Opfer für des Fürsten bittern Schmerz Und für der Griechen lang' erduldetes Mißgeschick? Erobert bin ich; ob gefangen, weiß ich nicht! Denn Ruf und Schicksal bestimmten füwahr die Unsterblichen Zweideutig mir, der Schöngestalt bedenkliche Begleiter, die an dieser Schwelle mir sogar Mit düster drohender Gegenwart zur Seite stehn. Denn schon im hohlen Schiffe blickte mich der Gemahl Nur selten an, auch sprach er kein erquicklich Wort. Als wenn er Unheil sänne, saß er gegen mir. Nun aber, als des Eurotas tiefem Buchtgestad Hinangefahren der vordern Schiffe Schnäbel kaum Das Land begrüßten, sprach er, wie vom Gott bewegt: "Hier steigen meine Krieger nach der Ordnung aus, Ich mustere sie, am Strand des Meeres hingereiht; Du aber ziehe weiter, ziehe des heiligen Eurotas fruchtbegabtem Ufer immer auf, Die Rosse lenkend auf der feuchten Wiese Schmuck, Bis daß zur schönen Ebene du gelangen magst, Wo Lakedämon, einst ein fruchtbar weites Feld, Von ernsten Bergen nah umgeben, angebaut. Betrete dann das hochgetürmte Fürstenhaus Und mustere mir die Mägde, die ich dort zurück Gelassen, samt der klugen alten Schaffnerin. Die zeige dir der Schätze reiche Sammlung vor, Wie sie dein Vater hinterließ und die ich selbst In Krieg und Frieden, stets vermehrend, aufgehäuft. Du findest alles nach der Ordnung stehen; denn Das ist des Fürsten Vorrecht, daß er alles treu In seinem Hause, wiederkehrend, finde, noch An seinem Platze jedes, wie er's dort verließ. Denn nichts zu ändern hat für sich der Knecht Gewalt."