Der Tragödie zweiter Teil phorkyas Gebt mir das Auge, Schwestern, daß es frage, Wer sich so nah an unsre Tempel wage. mephistopheles Verehrteste! Erlaubt mir, euch zu nahen Und euren Segen dreifach zu empfahen. Ich trete vor, zwar noch als Unbekannter, Doch, irr' ich nicht, weitläufiger Verwandter. Altwürdige Götter hab' ich schon erblickt, Vor Ops und Rhea tiefstens mich gebückt; Die Parzen selbst, des Chaos, eure Schwestern, Ich sah sie gestern - oder ehegestern; Doch euresgleichen hab' ich nie erblickt. Ich schweige nun und fühle mich entzückt. phorkyaden Er scheint Verstand zu haben, dieser Geist. mephistopheles Nur wundert's mich, daß euch kein Dichter preist. Und sagt: wie kam's, wie konnte das geschehn? Im Bilde hab' ich nie euch Würdigste gesehn; Versuch's der Meißel doch, euch zu erreichen, Nicht Juno, Pallas, Venus und dergleichen. phorkyaden Versenkt in Einsamkeit und stillste Nacht, Hat unser Drei noch nie daran gedacht! mephistopheles Wie sollt' es auch? da ihr, der Welt entrückt, Hier niemand seht und niemand euch erblickt. Da müßtet ihr an solchen Orten wohnen, Wo Pracht und Kunst auf gleichem Sitze thronen, Wo jeden Tag, behend, im Doppelschritt, Ein Marmorblock als Held ins Leben tritt. Wo- + phorkyaden Schweige still und gib uns kein Gelüsten! Was hülf' es uns, und wenn wir's besser wüßten? In Nacht geboren, Nächtlichem verwandt, Beinah uns selbst, ganz allen unbekannt. mephistopheles In solchem Fall hat es nicht viel zu sagen, Man kann sich selbst auch andern übertragen. Euch dreien gnügt ein Auge, gnügt ein Zahn; Da ging' es wohl auch mythologisch an, In zwei die Wesenheit der drei zu fassen, Der Dritten Bildnis mir zu überlassen, Auf kurze Zeit. + eine Wie dünkt's euch? ging' es an? die andern Versuchen wir's! - doch ohne Aug' und Zahn. mephistopheles Nun habt ihr grad das Beste weggenommen; Wie würde da das strengste Bild vollkommen! eine Drück du ein Auge zu, 's ist leicht geschehn, Laß alsofort den einen Raffzahn sehn, Und im Profil wirst du sogleich erreichen, Geschwisterlich vollkommen uns zu gleichen. mephistopheles Viel Ehr'! Es sei! + phorkyaden Es sei! + mephistopheles Da steh' ich schon, Des Chaos vielgeliebter Sohn! phorkyaden Des Chaos Töchter sind wir unbestritten. mephistopheles Man schilt mich nun, o Schmach, Hermaphroditen. phorkyaden Im neuen Drei der Schwestern welche Schöne! Wir haben zwei der Augen, zwei der Zähne. mephistopheles Vor aller Augen muß ich mich verstecken, Im Höllenpfuhl die Teufel zu erschrecken. Felsbuchten des ägäischen Meers sirenen Haben sonst bei nächtigem Grauen Dich thessalische Zauberfrauen Frevelhaft herabgezogen, Blicke ruhig von dem Bogen Deiner Nacht auf Zitterwogen Mildeblitzend Glanzgewimmel Und erleuchte das Getümmel, Das sich aus den Wogen hebt! Dir zu jedem Dienst erbötig, Schöne Luna, sei uns gnädig! nereiden und tritonen Tönet laut in schärfern Tönen, Die das breite Meer durchdröhnen, Volk der Tiefe ruft fortan! Vor des Sturmes grausen Schlünden Wichen wir zu stillsten Gründen, Holder Sang zieht uns heran. Seht, wie wir im Hochentzücken Uns mit goldenen Ketten schmücken, Auch zu Kron' und Edelsteinen Spang- und Gürtelschmuck vereinen! Alles das ist eure Frucht. Schätze, scheiternd hier verschlungen, Habt ihr uns herangesungen, Ihr Dämonen unsrer Bucht. sirenen Wissen's wohl, in Meeresfrische Glatt behagen sich die Fische, Schwanken Lebens ohne Leid; Doch, ihr festlich regen Scharen, Heute möchten wir erfahren, Daß ihr mehr als Fische seid. nereiden und tritonen Ehe wir hieher gekommen, Haben wir's zu Sinn genommen; Schwestern, Bur*der, jetzt geschwind! Heut bedarf's der kleinsten Reise Zum vollgültigsten Beweise, Daß wir mehr als Fische sind. sirenen Fort sind sie im Nu! Nach Samothrace grade zu, Verschwunden mit günstigem Wind. Was denken sie zu vollführen Im Reiche der hohen Kabiren? Sind Götter! Wundersam eigen, Die sich immerfort selbst erzeugen Und niemals wissen, was sie sind. Bleibe auf deinen Höhn, Holde Luna, gnädig stehn, Daß es nächtig verbleibe, Uns der Tag nicht vertreibe!