Der Tragödie zweiter Teil ein andrer Ich schaffe gleich dem Liebchen Kett' und Ringe. kämmerer Von nun an trink' ich doppelt beßre Flasche. ein andrer Die Würfel jucken mich schon in der Tasche. bannerherr Mein Schloß und Feld, ich mach' es schuldenfrei. ein andrer Es ist ein Schatz, den leg' ich Schätzen bei. kaiser Ich hoffte Lust und Mut zu neuen Taten; Doch wer euch kennt, der wird euch leicht erraten. Ich merk' es wohl: bei aller Schätze Flor, Wie ihr gewesen, bleibt ihr nach wie vor. narr Ihr spendet Gnaden, gönnt auch mir davon! kaiser Und lebst du wieder, du vertrinkst sie schon. narr Die Zauberblätter! ich versteh's nicht recht. kaiser Das glaub' ich wohl, denn du gebrauchst sie schlecht. narr Da fallen andere; weiß nicht, was ich tu'. kaiser Nimm sie nur hin, sie fielen dir ja zu. narr Fünftausend Kronen wären mir zu Handen! mephistopheles Zweibeiniger Schlauch, bist wieder auferstanden? narr Geschieht mir oft, doch nicht so gut als jetzt. mephistopheles Du freust dich so, daß dich's in Schweiß versetzt. narr Da seht nur her, ist das wohl Geldes wert? mephistopheles Du hast dafür, was Schlund und Bauch begehrt. narr Und kaufen kann ich Acker, Haus und Vieh? mephistopheles Versteht sich! Biete nur, das fehlt dir nie. narr Und Schloß, mit Wald und Jagd und Fischbach? + mephistopheles Traun! Ich möchte dich gestrengen Herrn wohl schaun! narr Heut abend wieg' ich mich im Grundbesitz! - mephistopheles Wer zweifelt noch an unsres Narren Witz! Finstere Galerie mephistopheles Was ziehst du mich in diese düstern Gänge? Ist nicht da drinnen Lust genug, Im dichten, bunten Hofgedränge Gelegenheit zu Spaß und Trug? faust Sag mir das nicht, du hast's in alten Tagen Längst an den Sohlen abgetragen; Doch jetzt dein Hin- und Widergehn Ist nur, um mir nicht Wort zu stehn. Ich aber bin gequält zu tun: Der Marschalk und der Kämmrer treibt mich nun. Der Kaiser will, es muß sogleich geschehn, Will Helena und Paris vor sich sehn; Das Musterbild der Männer so der Frauen In deutlichen Gestalten will er schauen. Geschwind ans Werk! ich darf mein Wort nicht brechen. mephistopheles Unsinnig war's, leichtsinnig zu versprechen. faust Du hast, Geselle, nicht bedacht, Wohin uns deine Künste führen; Erst haben wir ihn reich gemacht, Nun sollen wir ihn amüsieren. mephistopheles Du wähnst, es füge sich sogleich; Hier stehen wir vor steilern Stufen, Greifst in ein fremdestes Bereich, Machst frevelhaft am Ende neue Schulden, Denkst Helenen so leicht hervorzurufen Wie das Papiergespenst der Gulden. - Mit Hexen-Fexen, mit Gespenst-Gespinsten, Kielkröpfigen Zwergen steh' ich gleich zu Diensten; Doch Teufels-Liebchen, wenn auch nicht zu schelten, Sie können nicht für Heroinen gelten. faust Da haben wir den alten Leierton! Bei dir gerät man stets ins Ungewisse. Der Vater bist du aller Hindernisse, Für jedes Mittel willst du neuen Lohn. Mit wenig Murmeln, weiß ich, ist's getan; Wie man sich umschaut, bringst du sie zur Stelle. mephistopheles Das Heidenvolk geht mich nichts an, Es haust in seiner eignen Hölle; Doch gibt's ein Mittel. + faust Sprich, und ohne Säumnis! mephistopheles Ungern entdeck' ich höheres Geheimnis. Göttinnen thronen hehr in Einsamkeit, Um sie kein Ort, noch weniger eine Zeit; Von ihnen sprechen ist Verlegenheit. Die Mütter sind es! + faust Mütter! + mephistopheles Schaudert's dich? faust Die Mütter! Mütter! - 's klingt so wunderlich! mephistopheles Das ist es auch. Göttinnen, ungekannt Euch Sterblichen, von uns nicht gern genannt. Nach ihrer Wohnung magst ins Tiefste schürfen; Du selbst bist schuld, daß ihrer wir bedürfen.